Arrandak Horror

Leseprobe aus: Der Arrandak-Horror

Ich sitze im Zug, der mich zurück in diese alte Stadt bringen wird, über deren dunkle Straßen  und Plätze zu gehen mich noch immer erschaudern lässt. Ich war nach Arkham gekommen, um im Anschluss an mein Studium eine Stelle an der Miskatonic-Universität anzutreten. Mein Name ist John Nathaniel Cooper und ich war lange Zeit als Assistent von Prof. Edwin Wilson tätig, dessen Wirken wesentlich zum Verständnis der Planetenräume beitrug. Ihm war es zu danken, dass in den Ausläufern der Taconic Mountains das für seine Zeit herausragende Arrandak-Observatorium errichtet wurde.

Zum Zeitpunkt meiner Ankunft war der Bau auf dem Gipfel des Mt. Arrandaks bereits weit fortgeschritten. Knappe 60 Meilen lag dieser von Arkham entfernt. Eine wilde, von Wäldern bedeckte Landschaft war es, eine menschenleere Gegend, auf der eine drückende Stille lastete. Eine schmale Straße folgte dem Lauf des Arrandak Creeks und wand sich anschließend in zahllosen Kehren bis zum Gipfel, von wo aus sich ein unbeschreiblicher Ausblick bot. Die Weite der Landschaft beeindruckte mich. Mein Blick glitt über die Höhen bis in weite Ferne, wo sich die dunklen Wälder im Grau des Himmels verloren. An diesem Ort sei der Himmel von einer besonderen Klarheit, hatte mir der Professor versichert. Das sei vor allem im Winter der Fall, wenn aus dem Norden eine trockene Kälte herabzog.

Die Kuppel der Sternwarte erhob sich auf dem Rücken eines Höhenzuges, der zu beiden Seiten steil abfiel und sich in eine Abfolge von Hügeln und Bergen reihte. Bereits bei meinem ersten Besuch im Spätsommer des Jahres 1910 hatte ich den Eindruck, dass dieser Ort in den Wäldern Neuenglands etwas Unheilvolles an sich hatte. Der dunkle Fels zeigte sich in jenen eigenwilligen Ausformungen, die ich von den Orten an der Küste kannte und die umliegenden Wälder waren eine undurchdringliche Wildnis. Die gewaltigen Bäume ragten gleich urzeitlichen Giganten empor, die ihre Äste über die Straße spannten, sodass nur selten ein Lichtstrahl herabfiel.

Mit Einbruch der Nacht legte sich eine tiefe Finsternis über das Land. Mich erschreckte die Plötzlichkeit, mit der dies geschah und ich konnte mich nicht entsinnen dergleichen je erlebt zu haben. Das Ausmaß der Dunkelheit schien von einer geradezu materiellen Dichte. Trat ich in das Dunkel hinaus, verlor ich schon nach wenigen Schritten die Orientierung, dass mir schwindelte und ich meinte, mir würde der Boden unter den Füßen entzogen. Der Schreck fuhr mir in die Glieder und eine plötzliche Ohnmacht lähmte mich, doch als ich aufsah und in den Himmel blickte, entfaltete sich über mir das Firmament in ungesehener Pracht. Zahllos waren die Sterne und sie erstrahlten in unvergleichlichem Glanz. Der Raum zwischen ihnen war jedoch ebenfalls von einer grauenhaften Schwärze und glich einem Abgrund, in den zu sehen mich schaudern ließ.

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