Das Buch der Tausend Geschichten

Leseprobe aus: Das Buch der Tausend Geschichten

Allein ging ich durch die Straßen dieser Stadt, lief wie im Traum umher, den Kopf voll mit schweren Gedanken. Stundenlang lief ich durch die finsteren Gassen. Die Füße taten mir weh, die schwere, rauchige Luft raubte mir den Atem. Ich nahm die Dunkelheit kaum mehr wahr, die so schwarz und schwer auf den Dächern lastete, wünschte mir, ich wäre auf meinem Zimmer, läge auf meinem Bett und könnte träumen.


Ich querte die im Grau liegende Straße. Aus einem der Häuser hörte ich Stimmen und sah die Schatten hinter den verhangenen Fenstern. Mit raschen Schritten erstieg ich eine Reihe steiler Stufen, dachte, den einen oder anderen Ort zu kennen, bog um Ecken oder ging einfach geradeaus weiter und verlief mich erneut im Labyrinth der gesichtslosen Häuser. Tief in mir spürte ich die graue, dumpfe Verzweiflung, die mich antrieb, und dann, es musste bereits spät in der Nacht gewesen sein, stand ich vor diesem Antiquariat und starrte wie gebannt auf die Auslagen der Fenster. Im fahlen Licht der Laternen wirkten die Titel alt und abgegriffen. Überhaupt machte der Laden den Eindruck, als sei die Zeit an ihm vorübergegangen. Doch da stand ich nun, war hingerissen und konnte es nicht glauben, konnte nicht fortgehen. Unbewegt verharrte ich auf der Stelle. Nebel stiegen auf, legten sich über das grobe Pflaster und die Nacht wurde unerbittlich kalt. Die Zeit schien mir endlos zu werden.

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