Schnee liegt auf den Dächern

Leseprobe aus: Schnee liegt auf den Dächern

Wenn mir die Stille in der Wohnung zu viel wird, schnüre ich meine Stiefel, ziehe den Mantel über und gehe hinaus in die Dunkelheit. Ich sehe nicht mehr in den Spiegel oder achte auf das Makeup. Wer sollte es auch bemerken in der finsteren Kälte, in der es ein jeder nur eilig hat.

So gehe ich durch die Straßen, sehe in die Schaufenster, laufe an schmucklosen Fassaden vorüber und wende mich zum Fluss hinab, dessen Fluten schwarz und träge fließen. Ich blicke auf zu den schweren Wolken, die aufziehen und denke an ihn. Denke immerzu nur an ihn. Doch es sind leere, vergebliche Gedanken…

Wenig später stehe ich vor den Schaufenstern einer Boutique. Es ist noch geöffnet und ich trete ein. Weiße Helligkeit umfängt mich. Ich gehe an Verkaufstischen vorüber, betrachte mir die Kleiderständer mit Blusen, Hosen und Jacken. Billiger Modeschmuck fängt meinen Blick.

Ich merke, dass die Verkäuferin zu mir herübersieht. Ich fühle mich beobachtet, sehe mir noch das eine oder andere Stück an und verlasse den Laden. Ich habe keine Geduld, mir etwas auszusuchen und bin mit meinen Gedanken ganz woanders.

Ich möchte nur noch nach Hause gehen und sehne mich nach der Geborgenheit meiner Wohnung. Dort angekommen, ziehe ich Hose und T-Shirt aus, werfe den BH zur Wäsche und wickle mich in eine warme Decke ein. Und wieder sind meine Gedanken bei ihm. Bei ihm, der er nicht mehr als nur ein Traum ist…


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