Leseprobe: Wie Ritter Friedhelm

Leseprobe aus: Wie Ritter Friedhelm die Liebe der Grafentochter gewann



Einst reiste der junge Ritter Friedhelm von der grünen Aue in Liebesdingen umher. Den Grafen Hubertus vom hohen Berge wollte er besuchen, denn dieser hatte eine Tochter, die sollte nicht nur klug, sondern auch ausgesprochen hübsch sein. Sie sei die schönste Grafentochter weit und breit, wurde erzählt. Da wollte der junge Ritter sein Glück versuchen. Vielleicht mochte sie ihn ja gerne leiden.

Und wie der Zufall es wollte, führte ihn sein Weg in den Zauberwald der Fee Osterlindrose. Von der langen Reise müde, legte er eine Rast ein und ließ sich an einem sonnigen Plätzchen nieder. So warm schien die Sonne vom Himmel herab, so wohlig lag er im weichen Gras, da dauerte es nicht lange, bis er in einen tiefen Schlaf fiel. Es war die Zeit des Frühlings und der Liebe und als die gute Fee vorüberkam, sah sie mit Wohlwollen auf ihn herab und schenkte ihm süße Träume.

Nun lag das Schloss des Grafen Hubertus nicht weit entfernt. Es war kein großes Schloss, doch die Türmchen und Dächlein, die Erker und die blitzenden Fenster verzauberten jeden Betrachter. Wie in einem Zauberland ragten die Mauern und Zinnen empor und um den Eingang standen hochgewachsene Kraniche in bunter Uniform. Die Räume des Schlosses erstrahlten in einem wunderbaren Licht und überall herrschte Schönheit und Harmonie.

Graf Hubertus empfing den jungen Ritter herzlich und führte ihn in einen kleinen, doch gemütlich eingerichteten Saal. Die bunten Möbel und Tapeten zeigten sich in den schönsten Farben und die Ahnen lächelten ihm freundlich aus den hohen Bildern an. Und während er noch erstaunt und verwundert um sich blickte, kam auch schon Brunhilde, die schöne Grafentochter. Ihre Augen erstrahlten in einem himmlischen Blau und sonnenblondes Haar umwehte ihr Gesicht. Mit ihrer liebreizenden Erscheinung verzauberte sie den Ritter so sehr, dass ihm ganz warm ums Herz wurde, wenn er sie auch nur ansah. Er konnte sich nicht erinnern, jemals eine so hübsche Grafentochter gesehen zu haben.

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