Leseprobe: Die Hexe Snuufi

Leseprobe aus: Die Hexe Snuufi

Einst fand sich inmitten eines großen Waldes, dort, wo die Bäume am dichtesten standen und kein Lichtstrahl den Boden berührte, ein Häuslein mit kleinen dunklen Fenstern, einem Dach, das eigenartig schief auf den niedrigen Mauern saß und einem Kamin, der sich stets in die Richtung des Windes neigte. Das seltsame Häuslein duckte sich tief in die Schatten der Bäume und grenzte an einem Bach, in dem nachtschwarzes Wasser floss.

In dem Häuslein wohnte die junge Hexe Snuufi, die vor einigen Tagen einhundertundein Jahr geworden war. Ihren Geburtstag hatte sie allein feiern müssen, weil der Ort zu abgelegen war. Auch wollte sie mit den anderen Hexen, die oft so garstig zu ihr waren, nichts zu schaffen haben. Die Hexenprüfung hatte sie ohnehin nur mit Müh und Not bestanden.

Es war ein einsamer Ort, den ihr die Hexengilde zugewiesen hatte und da sie wegen ihrer Höhenangst nicht gern auf dem Besen fliegen wollte, verbrachte die meiste Zeit in ihrem kleinen Haus oder saß auf einer Bank im Garten, die sie eigens herbeigehext hatte und versuchte sich an allerlei verrückten Zaubereien.

In diesem Garten wuchsen seltsame und giftige Pflanzen, die für manch bösen Zauber gut waren und deren große, graue Blätter auf geheimnisvolle Weise auf- und abwinkten, obwohl sich kein Lufthauch regte. Darunter saßen Kröten, die hatten so stechende Augen, dass es der jungen Hexe ganz mulmig wurde und des Nachts kamen aus dem Wald unheimliche Geräusche.

Der düstere Ort gefiel der jungen Hexe gar nicht. So hatte sie sich ihr Hexenleben nicht vorgestellt. Daher wollte sie den Garten freundlicher gestalten und hexte mit selbst erdachten Zaubersprüchen Blumen herbei, die blühten in den schönsten Farben und verbreiteten einen angenehmen Duft. Damit die Sonne in den Garten schien, behexte sie die Bäume, die rasch zurücktraten und den Himmel freigaben. Bald schon summten und brummten die Bienen und ließen sich auf den Blüten nieder. Große Schmetterlinge flatterten umher. 

Auf diese Weise wurde der einsame Ort in dem dunklen Wald zu einem recht hübschen Fleckchen und selbst das Wasser im Bach sprudelte nun hell und freundlich. Das fand die junge Hexe viel schöner, doch dauerte es nicht lange, bis der Hexenrat davon erfuhr.

Die drei vorsitzenden Hexen waren die ältesten und hässlichsten Hexen, die einer sich denken konnte. Sie waren so hässlich, dass das Tageslicht in ihrer Nähe verblasste. Fünfhundert Jahre mochten sie sein und waren in dieser langen Zeit böser und böser geworden. Darum auch hatten sie die junge Hexe an diesen finsteren Ort verbannt, damit ihr die Flausen aus dem Kopf gingen. Sie schauten durch die Augen der Kröten und sahen, was sich im Garten zutrug. All die Blumen und Farben! Wie war ihnen das zuwider! Das wollten sie auf keinen Fall dulden und sannen auf Abhilfe. Geschwind ein böser Zauber gehext und husch, husch auf den Weg gebracht ...















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