Blasse Gesichter

Leseprobe aus: Blasse Gesichter

 


Er beeilte sich, den Zug zu erreichen. Er hatte das Gefühl, spät dran zu sein und wollte keine Zeit verlieren, als ihm dieses kleine, blasse Mädchen in den Weg lief. Er konnte gerade noch stehen bleiben, um nicht in sie hineinzulaufen. Doch sie sah ihn nur aus großen verträumten Augen an, als hätte sie ihn eben erst bemerkt. „Du darfst nicht gehen!“, stammelte sie unbeholfen, doch mit solcher Eindringlichkeit, dass es ihm schlicht die Sprache verschlug. Schon sah sie wieder weg und trottete weiter, als wäre nichts gewesen.


Voller schwerer Gedanken bestieg er das Abteil und ließ sich auf einem freien Platz nieder. Er schloss die Augen und dämmerte vor sich hin. Er dachte daran, wie müde er war. Auch in dieser Nacht hatte er kaum Schlaf gefunden. Er hatte schon immer schwere Träume gehabt, doch in letzter Zeit war es noch viel schlimmer geworden. Er war fahrig und konnte sich nicht konzentrieren. Er wollte auf der Fahrt die Unterlagen noch einmal durchsehen. Zwar hatte er sie bereits mehrfach überarbeitet, aber noch immer blieb ihm ein Gefühl, dass etwas damit nicht stimmte. Wäre die leidige Sache doch nur schon erledigt! Was wäre das für eine Erleichterung für ihn gewesen! „Sehen Sie es als Gelegenheit“, hatte der Vorgesetzte gemeint. „Der Kunde wünscht eine persönliche Aussprache! Und mir wurde ausdrücklich Ihr Name genannt. Und Sie wissen ja, dass Wenzel derzeit unabkömmlich ist.“


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