Der Knabe am Brunnen

Leseprobe aus: Der Knabe am Brunnen

Jeden Morgen auf dem Weg zur Schule ging Marie durch den Park. Mit seinen finsteren Bäumen erschien er ihr wie ein Urwald. Aus den hohen Kronen tönte das Krächzen der Raben und bisweilen sah sie es in den Baumkronen huschen. Oft überkamen sie seltsame Ängste, wenn die Sonne noch tief stand und nur der trübe Schein der Laternen ihren Weg erhellte. Dann meinte sie böse Schatten zu sehen, die sich im Dunkel verbargen. Dann hörte sie Geräusche und Schritte, die sie erschreckten. Meist war es nur ein Vogel, der im dürren Laub scharrte oder ein im Unterholz lebendes Tier. Und doch ließ die Furcht sie schneller laufen, bis sie in der Mitte des unheimlichen Parks ankam und vor dem steinernen Brunnen stand, von dem sie meinte, er müsse älter als alles sein, was es auf der ganzen Welt gab.


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